Gabi Trinkaus, „Pin Portraits“
Der Atelierboden ist mit unzähligen Papierschnipseln bedeckt, Ausschnitte aus Fotos, in Schwarz-Weiß und in Farbe, oder auch fragmentierte Textstellen aus Sätzen und Wörtern. Die Welt der Hochglanz- und Lifestylemagazine ist ihre Inspiration, ihr künstlerischer Werkstoff: Gabi Trinkaus schöpft aus dem schier unendlich scheinenden Medienmaterial unserer Gegenwart. Sie sammelt und sortiert, entdeckt und wählt aus. Und erschafft in einer künstlerischen Transformation ihre ganz eigene mediale Wirklichkeit.
Teils geschnitten, teils gerissen werden die fotografischen Schnipsel auf oft großformatige weiße Leinwände aufklebt und oder auch mit Stecknadeln angebracht. Das akribisch ausgefeilte Re-Arrangement der einzelnen Bildfragmente lässt faszinierende Gesichter, Körper oder auch (Stadt)Landschaften entstehen. Am Beginn steht eine Zeichnung mit skizzierten Hell- und Dunkelwerten, doch im Arbeitsprozess verschwindet diese mehr und mehr unter einer unfassbaren Dichte an collagierten Fotodetails, in den letzten Jahren bleiben aber auch Weißräume und Leerstellen bestehen – deutlich zu sehen etwa bei den „Pin Portraits“ der instant edition (2017). Auch wenn die Bildnisse durch ihre hochglänzenden Oberflächen auf den ersten Blick wie Models und Celebritys erscheinen, schön und stylish sind die dargestellten Personen nicht. Bei näherer Betrachtung löst sich die nur scheinbar homogene Oberfläche völlig auf, unübersehbare Makel und Brüche sind erkennbar, wie auch eine verzerrte, zersplitterte Physiognomie: Zwei Augen liegen übereinander, Ohren sind verschoben, Nasen schief oder Lippen zerschnitten. „Ich denke immer auch in Teilen“, sagt Trinkaus, „in Strukturen und in Tönen.“
In ihrer De- und Rekonstruktion bedient sich die Künstlerin geschickt der Bildsprache der Medien, die Gesichter entsprechen dem Foto-Glamour der Modemagazine, doch gebaut aus ihren Versatzstücken wird der schöne Schein und die Oberflächlichkeit dieser Bilderwelt vorgeführt. Die maskenhaften, zum Teil entstellten Gesichter lassen dabei an die Schönheitsindustrie und -chirurgie denken. Ihr gehe es darum, die mediale Repräsentation von Bildern zu thematisieren, so die Künstlerin. Indem sie faszinierend schöne und gleichzeitig erschreckenden Bildnisse von Menschen erschafft gelingt ihr das auf eindringliche Art und Weise.
Günther Oberhollenzer, 2017
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Informationen zur Künstlerin:
Basis Wien: Gabi Trinkaus